Bochum. In Bochum versteckt sich ein Profi-Team, das kaum jemand kennt: „E wie Einfach“ gehört zu Deutschlands Besten. Die Gehälter können riesig sein.

Würde man hier auf der oberen Kortumstraße die Menschen fragen, ob sie die Profimannschaft des VfL Bochum kennen, dann würden wohl alle mit einem lauten „Natürlich“ antworten. Dass sich in der Hausnummer 68, gegenüber vom Husemannplatz, aber eine weitere professionelle Mannschaft versteckt, deren Spiele manchmal Zehntausende verfolgen, dürften hingegen wohl die wenigsten wissen. „E wie Einfach“ heißt diese fünfköpfige Formation, die nicht wie die VfL-Profis vor den Ball tritt, sondern mit den Fingern über Computertastaturen gleitet.

Das Bochumer E-Sports-Team tritt in der deutschen Prime League an, gezockt wird das Strategiespiel „League of Legends“. Der Markt hierfür wächst, die besten Spieler in Europa verdienen deutlich über 100.000 Euro im Jahr, in Südkorea und China werden die Stars zu Multimillionären.

Also mal vorbeischauen in der Hausnummer 68, eine Treppe führt hinauf in die zweite Etage, in einem kleinen Raum befinden sich Hochleistungscomputer, große Bildschirme. Jalousien sorgen dafür, dass nicht zu viel Sonnenlicht eindringt. Hier trainiert Timo Bock, 23, geboren in Gelsenkirchen, nun Bochumer, mit seiner Mannschaft. „Ich mache das nicht, um reich zu werden“, sagt er, „sondern aus Leidenschaft“. Wie hoch der Gehaltsetat ist, möchte Teammanager Carsten Schulte, 40, nicht verraten. Nur so viel: „Unsere Spieler können davon leben, sie haben individuelle Verträge.“ In Deutschland zählt „E wie Einfach“ zu den besten Formationen.

Schnell erklärt: So funktioniert „League of Legends“

Zunächst muss aber erst mal geklärt werden, wie dieses Computerspiel funktioniert. Auf Laien (wozu der Autor zählt) wirkt das Geschehen ähnlich verwirrend wie die schwarz-weißen Wände in Bochums modernster Turnhalle am Märkischen Gymnasium. In einer Naturlandschaft hauen Fabelwesen aufeinander ein, es blitzt, bunte Farben leuchten auf. Hinter diesem Gewusel aber steckt Strategie. Timo Bock erklärt es so: „Es gibt zwei Teams mit je fünf Spielern. Beide Mannschaften besitzen ein Gebäude, das Nexus genannt wird. Ziel ist es, dieses Gebäude des Gegners zu zerstören.“

Spiele von „E wie Einfach“ werden auch im Capitol Kino in Bochum übertragen

Hinter dem Team steht der gleichnamige Strom- und Gasanbieter; ein Tochterunternehmen des Energiekonzerns Eon aus Essen, das sich an eine junge Zielgruppe richtet. Denn natürlich investiert „E wie Einfach“ nicht zum guten Zweck in E-Sports, sondern damit der Markenname bei Teenagern und Heranwachsenden mehr Bekanntheit erlangt. Die Liga-Duelle werden gestreamt und teilweise auch im Capitol Kino übertragen. „Bei Topspielen würden wir von der Zuschauerzahl im Internet her mittlere Bundesligastadien füllen“, sagt Carsten Schulte.

Timo Bock hat mit 14 Jahren angefangen, „League of Legends“ zu spielen, und schnell gemerkt, dass er besser ist als seine Freunde. „Ich wollte dann wissen, wie gut kann ich werden“, erzählt er. „Es gibt viele Ligen, auch auf lokaler Ebene, dort habe ich mich einer Mannschaft angeschlossen.“ Nach und nach kletterte Timo Bock in der Weltrangliste, auf der alle Gamer aufgelistet sind, nach oben. Bis er von Lothar Schadrin, 30, entdeckt wurde. Der Trainer von „E wie Einfach“ lockte den aufstrebenden Spieler in sein Team.

In Bochum werden die Spieler von „E wie Einfach“ nicht erkannt - noch nicht

Timo Bocks BWL-Studium pausiert seitdem. Seine Eltern hätten ihn aber von Anfang an unterstützt. „Sie haben schnell verstanden, dass mich das glücklich macht. Es ist ein Privileg.“ Ziele hat er noch einige. „Ich möchte es in die größte europäische Liga, die LEC, schaffen, auch an der Weltmeisterschaft teilnehmen.“ Aufsteigen zu den Stars, die besten Spieler der Welt werden in Südkorea und China angehimmelt. Und Timo Bock? In der deutschen „League of Legend“-Szene kenne seine Mannschaft fast jeder, sagt dieser. „Ansonsten werde ich aber nicht angesprochen.“ Auch nicht auf der Kortumstraße.

Mit freundlicher Freigabe der WAZ Bochum.

Original Artikel unter 

https://www.waz.de/lokales/bochum/article408483051/hauptberuflich-gamer-so-hatE28098s-timo-23-nach-oben-geschafft.html